Nun steht er auf der Bühne des Hotels Estrel in Berlin. Gerade hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck seine Laudatio gehalten, und jetzt wird Jakob Küppers befragt. Seine Geschichte beeindruckt – insbesondere, wenn man bedenkt, dass er im Rahmen der Ehrung der Spitzenabschlüsse der Industrie- und Handelskammer Deutschland ausgezeichnet wird.
Jakob erzählt von seinen Herausforderungen. Fast drei Jahre lang verließ er das Haus nicht. Er konnte es einfach nicht. Ein Teil seines Auswegs: der Plan, mit dem Fahrrad um die Welt zu reisen. Eine Sozialpädagogin in seiner Wohngruppe erkannte die Chance und informierte ihn über Ausbildungsmöglichkeiten in der Berufsbezogenen Jugendhilfe, darunter auch in Fahrradwerkstätten. „Da dachte ich, eine Ausbildung als Fahrradmonteur wäre praktisch. So kann ich mir unterwegs selbst helfen. Das ist in vielen Teilen der Welt nützlich.“
Er machte sich auf den Weg und stellte sich in verschiedenen Betrieben vor. Bei FahrRad R18 hatte er ein gutes Gefühl und fragte nach einem Praktikum. Es klappte. Aus dem Einstieg wurde eine Vorschaltmaßnahme, wie man es in der Berufsbezogenen Jugendhilfe nennt. Es folgte die zweijährige Ausbildung zum Fahrradmonteur. Die Ausbildung lief gut. Er fühlte sich angekommen. „Der Unterschied sind die Menschen. Bei FahrRad R18 hatte ich mit meinem Meister und meiner Sozialpädagogin großes Glück.“
Ein Zeugnis, das Ausbilder Jan Lalleike und die aktuelle Sozialpädagogin Stefanie Gronau und die frühere Sozialpädagogin Magdalena Pemler ebenso freuen dürfte wie die Ergebnisse der Abschlussprüfung: „Die Prüfungsergebnisse interessierten mich nicht so sehr. Ich wusste, dass ich bestanden hatte. Das war mir wichtig“, sagt Jakob lachend auf die Frage nach den Ergebnissen. Dass diese nicht nur gut, sondern exzellent waren, erfuhr man erst im Spätsommer in der Werkstatt.
Jan Lalleike erinnert sich: „Zuerst kam die Nachricht, dass Jakob den besten Abschluss in Bayern hat. Dann, mit etwas Verzögerung, die Meldung, dass er deutschlandweit auf Platz 1 gelandet ist.“ Als Jakob die Ergebnisse erfuhr, freute er sich, aber nur für einen kurzen Moment. „Ich habe gute Bewertungen immer auch als Abwertung gegenüber anderen wahrgenommen. Das finde ich problematisch. Außerdem will ich die Bodenhaftung nicht verlieren.“
So steht Jakob Küppers am 9. Dezember 2024 auf der Bühne des Estrel, als Interviewpartner bei der Bestenehrung der Industrie- und Handelskammer Deutschland, und erzählt seine Geschichte, die an einen Filmplot erinnert.
Eine Erfolgsgeschichte für Jakob Küppers, ein Erfolg für die Berufsbezogene Jugendhilfe und eine Erfolgsgeschichte für FahrRad R18. Diese Arbeit feiert ständig Erfolge, die nicht auf Bühnen enden, sondern in selbständig geführten Leben. Die Auszubildenden und Praktikant:innen von FahrRad R18 brauchen Unterstützung in verschiedenen Bereichen. Die Meister in der Ausbildung vermitteln nicht nur Fachinhalte, die Sozialpädagog:innen beraten nicht nur. Es geht darum, die Ressourcen in jedem Auszubildenden so zu aktivieren, dass er sein eigenes Leben erfolgreich meistern kann. Das ist das Ziel – der Berufsabschluss eine der Methoden.
Die Qualität von FahrRad R18 wird fortlaufend überprüft und ausgezeichnet – im Zuge dieses Erfolgs auch durch die IHK. Wir freuen uns und beglückwünschen unsere Kolleg:innen zu dieser hervorragenden Arbeit, die weit über jede Möglichkeit der äußeren Anerkennung hinausgeht.